MECKERCHOR

Hier gibt es die komplette Tonaufnahme:

Sehr geehrte Frau Staatsministerin für Kultur und Medien, Claudia Roth,

welche Rolle soll die Freie Szene Ihrer Meinung nach in der zukünftigen Kulturlandschaft spielen?

Seit Monaten arbeiten Kulturschaffende in diesem Land unermüdlich daran, neue künstlerische Formen zu entwickeln, um gemeinsam mit Akteur*innen der Soziokultur und politischen Bildung dem gewaltigen Rechtsruck entgegenzustehen, vor den Folgen dieses Rechtsruckes zu warnen und ihn irgendwie zu verhindern. Diese Künstler*innen setzen sich für eine offene und gleichberechtigte Kommunikation ein, gerade mit jenen, die den Glauben an einen produktiven Dialog schon verloren haben. In einer Zeit, in der demokratische Werte bedroht sind und sich Gewalt ausbreitet – wie beispielsweise in Bautzen – zeigen sie Wege auf, an denen wir uns festhalten können. Diese Aufgabe erfüllen sie nicht erst, seit der Rechtsruck in Deutschland spürbar ist; sie leisten diese Arbeit schon seit Jahren. Ihre Arbeit ist nicht nur künstlerisch, sondern auch politisch: Sie sprechen Themen an, die die Politik oft vernachlässigt oder nicht kommunizieren kann. Sie bringen Menschen zum Nachdenken, regen zur gesellschaftlichen Mitgestaltung an und zeigen immer wieder die Möglichkeiten eines positiven Zusammenlebens auf, anstatt nur die negativen Aspekte zu beleuchten.

Dennoch kämpfen viele dieser Kulturschaffenden mit schwierigen Arbeitsbedingungen und leiden unter extremer Selbstausbeutung. Sie setzen ihre eigene Gesundheit und Sicherheit aufs Spiel, um der Gesellschaft zu dienen. Anstatt diese wichtigen Beiträge zu unterstützen, planen Sie, ihre finanziellen Mittel weiter zu kürzen. Das ist unverständlich und gefährlich. Sie riskieren, dass diese kreativen Kräfte – die das Rückgrat unserer Demokratie stärken – ihre Arbeit nicht mehr fortsetzen können. Besonders im ländlichen Raum, wo das gesellschaftliche und kulturelle Leben oft kaum noch möglich ist, ja sogar mit enormen Gefahren kämpft, ist die Arbeit dieser Künstler*innen unverzichtbar. Es ist wichtig zu betonen, dass demokratische Erungenschaften, wie zB. Wahlen nicht in Museen verteidigt werden, sondern genau hier – im ländlichen Raum. Demokratie und gesellschaftliche Mitgestaltung entstehen nicht bei Fingerfood vor Gemälden längst verstorbener Künstler, sondern an der Basis, dort, wo die Menschen täglich miteinander ringen und sich für eine gemeinsame Zukunft einsetzen.

Daher fordern wir von Ihnen:

  • Keine Kürzungen der Bundeskulturfonds! Die geplanten Kürzungen um 20 Millionen Euro würden der Freien Szene die Grundlage entziehen und die Vielfalt der künstlerischen Landschaft gefährden. Stattdessen fordern wir mehr Geld für die Freie Szene, das die prekären Verhältnisse in denn sie leben und arbeiten erträglicher machen.
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  • Umverteilung der Mittel – weg von großen, zentralisierten Kulturinstitutionen hin zu denjenigen, die vor Ort arbeiten und oft unter prekären Bedingungen einen wichtigen Beitrag zur Demokratie leisten.
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  • Solidarität und Rückhalt für die Freie Szene, die gerade jetzt, in diesen herausfordernden Zeiten, verstärkt Unterstützung benötigt.
  • Einen runden Tisch über die Zukunft der Zusammenarbeit zwischen zentralisierten Kulturinstitutionen und der Freien Szene: DA GIBT ES MÖGLICHKEITEN!

 

Liebe Frau Roth, wir erwarten von Ihnen Rückgrat, Mut und Klarheit. Es geht nicht nur um die Finanzierung von Kultur, sondern um den Schutz und die Förderung unserer demokratischen Werte. Wenn wir die Kunst und Kultur nur auf zentrale Institutionen konzentrieren und die Freie Szene vernachlässigen, gefährden wir unsere eigene Zukunft. Die verfügbaren Mittel sollten so eingesetzt werden, dass auch die Menschen außerhalb der großen Kulturzentren davon profitieren.

Alles andere wäre Kacke!

Mit freundlichen Grüßen,

Hans Narva